before the gates of heaven i stand destracted
2022 | HEAD | ACT 20th
Text von Pascale Grau:
Die Organisator*innen erklärten mir, es handle sich um ein Duo, das während des Festivals auseinander ging. Deshalb würden siez war im selben Raum, aber einzeln und zu verschiedenen Zeiten performen. Das hat meine Interesse geweckt. ER mit der Performance: HOPE Vor der Performance hängt der Performer Farbkopien an eine Wand. Die Aussage und der Sinn dieser Bilder entziehen sich mir. Es liegen ein Spiegel, Wasserfarben und Kleider am Boden und eine Bassgitarre wird mit einem Verstärker verbunden. Danach geht er nochmals raus und kommt kurz darauf mit einer Unterhose und einem Tattoo bekleidet wieder hinein. Er schmunzelt und malt um die Augen blaue Farbe und mit Rot über den Mund. Dann zieht er einen zu engen, beigen Overall an und lässt die Brust offen. Über den Hals hängt er ausladende Ketten, die beim Gehen baumeln. Er schlüpft in Stiefelchen mit Absatz und stakst gekonnt umher. Jetzt gibt es leider ein technisches Problem, der Verstärker will die Gitarre nicht verstärken. Trotzdem singt er ab Notenständer, aber seine gehauchte Stimme will nicht recht zu den verhaltenen Gitarrenakkorden passen. Für mich wäre eine solche Panne schlimm, ich bewundere wie ruhig und cool er bleibt. Er fragt ins Publikum, ob jemand das technische Problem lösen könne. Jemand will helfen und stellt fest, dass die Batterien des Verstärkers schuld sein müssen. Der Performer fragt, ob wir das Lied auch ohne Verstärker hören wollen, was alle bejahen. Er singt: «my live is a microplastic, I’ve running backwards» oder «when you leave it open, I walk through your door. » Das Lied hört sich im Gegensatz zu IHR wie eine Eigenkomposition an. Der Gesang ist mit Innbrunst vorgetragen und auf der Gitarre begleitet, bleibt aber neben dem tauben Instrument etwas in der Luft hängen. Das Ende ist unklar: bricht er nach dem Lied die Performance ab, oder ist das das geplante Ende? Jedenfalls versuche ich mir die beiden als Duo zusammen zu denken und kann mir vorstellen, dass die gemeinsame Performance im Zeitgeist der Inszenierung von Genderdiversität abgehandelt und sicher ansprechend durchgeführt worden wäre. Interessant finde ich bei beiden zudem die Brüchigkeit und Verletzlichkeit, beides berührt.
Foto: Simon Schwarz